Herr Sarasin, was bringt einen angesehenen Historiker dazu, sich mit Prostitution zu beschäftigen? Prostitution ist ein Thema, das ganz zentral in Geschlechterbeziehungen und Machtverhältnisse einer Gesellschaft hineinleuchtet. Sehr viele Aspekte spielen dabei eine Rolle: medizinische, kriminalitätsgeschichtliche, geschlechtergeschichtliche, sozialgeschichtliche. Beinahe also schon ein klassisches Thema für einen Historiker…. Ihre Ausstellung stiess bereits im Vorfeld auf grosses Interesse. Auch hier gilt natürlich: Sex sells. Tatsächlich ist aber Prostitution und die mediale Omnipräsenz von Sexualität in unserer Gesellschaft ein Thema, das die Leute beschäftigt. Und ich glaube durchaus, dass man als Historiker darüber nachdenken Fin De Siecle Prostituierte. Sie beginnen Ihre Einleitung im Begleitband zur Ausstellung mit der Feststellung: «Das Jahrhundert war das Zeitalter der Prostitution. Strassenprostitution war damals viel häufiger. Es gab Fin De Siecle Prostituierte an der Bahnhofstrasse, im Corso, in der Tonhalle. Männliche Prostituierte trafen ihre Freier in der alten Männerbadeanstalt vor dem Bürkliplatz und an vielen anderen Orten in der Stadt. Zwar steht die Zahl von elf der Polizei bekannten Bordellen um in keinem Verhältnis zu den «Sexclubs», die man heute in Zürich zählt. Aber gemessen an den moralischen Standards von damals, den medialen Möglichkeiten und der Grösse der Stadt muss man sagen, dass der Sexmarkt in Zürich beträchtlich war. Wo bleibt da der zwinglianische Geist? Ist die sprichwörtliche Lust- und Körperfeindlichkeit des Zürcher Bürgertums schlicht eine Mär? Es ist ein Erfolg der Sittlichkeitsbewegung, uns dieses Bild des Jahrhunderts vermittelt zu haben. Der christlich-sittliche Diskurs um die Jahrhundertwende verdrängte die Prostitution langfristig aus dem Stadtbild, und er konnotierte auch Keuschheit sehr viel positiver. Das hatte grosse Auswirkungen für das Erst in den sechziger Jahren hat sich der Umgang mit der Sexualität wieder zu liberalisieren begonnen. Das Jahrhundert aber war durchaus auch ein genussfreudiges Jahrhundert. Das belegen etwa Karikaturen rund um die Volksabstimmung von über das Verbot der Bordelle. Diese Karikaturen im Nebelspalter oder Postillon feiern das ausschweifende Zürich, wo man sich vergnügt - das Zürich der Huren. Insofern ist unser Bild des zwinglianischen Zürich ein Klischee. Im Jahrhundert war es völlig undenkbar, dass ein junger Mann aus bürgerlichen Verhältnissen vor der Ehe sexuellen Umgang mit der Frau hatte, die er liebte. Es blieb ihm nur der Gang zur Dirne. Im Laufe des Jahrhunderts hat sich das geändert: Voreheliche Sexualität wurde - langsam - etwas Selbstverständliches. Damit verlor die Prostitution an Bedeutung. Heute allerdings prosperiert sie wieder - im Zeichen einer vollständig entfalteten Konsumgesellschaft, in der man sich offenbar gerne mal ein erotisches Vergnügen leistet, auch als junger Mann. Sie werden keine Puppen finden, die lustig zusammen auf einem Bett liegen.
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Süddeutsche Zeitung Zugleich werfen Marie Königs Enthüllungen ein scharfes Licht auf die Abgründe des weltweiten Prostitutionsgeschäfts des Fin de Siècle. Die moderne Geschichte der Prostitution setzt in der Schweiz erst um die Mitte des Jahrhunderts ein. Mit dem Wachstum der Städte versuchten junge Männer und. Universum History: Aufstand im Bordell - Frauenhandel um - ORF 2 - sex-treffen-sexkontakte.onlineRestifs Parthenion war eine gewaltige Kondomarchitektur, die in den Stadtraum hineingepresst wurde, wo die duale Funktion der Krankheits- und Empfängnisverhütung sich voneinander trennten: Der männliche Kunde konnte hier mit seinem Sperma souverän umgehen und vermied gleichzeitig das Risiko einer venerischen Ansteckung. Die sechzehnjährige Wiener Arbeitertochter Marie König läuft im Frühjahr vor ihrem prügelnden Vater davon. Produzenten Markus Glaser Michael Kitzberger Wolfgang Widerhofer Nikolaus Geyrhalter. In der Tat sind nämlich einige der bekannten Arbeiten de Sades satirische Erwiderungen auf die Pamphlete Restifs. Die Grade der Schönheit verteilen sich dann entlang der rechten und linken Seiten der jeweiligen Korridore.
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Im internationalen Frauenhandel des Fin de Siècle spielt Europa eine Schlüsselrolle als Herkunftsgebiet. Viele Betroffene kommen aus den bettelarmen. Die moderne Geschichte der Prostitution setzt in der Schweiz erst um die Mitte des Jahrhunderts ein. Mit dem Wachstum der Städte versuchten junge Männer und. Restif de la Bretonne spricht sich in seinem Pornograph für eine Abschottung und regulierte Unterbringung der „Straßenmädchen“ von Paris aus. Dies soll durch. Zugleich werfen Marie Königs Enthüllungen ein scharfes Licht auf die Abgründe des weltweiten Prostitutionsgeschäfts des Fin de Siècle.Ein eindrucksvolles Beispiel für Frauen in der Sexarbeit, die miteinander solidarisch waren und sich selbst organisierten, findet sich in Rio de Janeiro: Hier gründeten jüdische Prostituierte aus Osteuropa, die wegen ihres Broterwerbs aus den offiziellen jüdischen Gemeinden ausgeschlossen wurden, eine eigene Gemeinschaft mit Synagoge, Friedhof und sogar einer Krankenversicherung. Wie trennt man Unterwerfung von Freiheit, Terror von Lust? Edgar Degas' Pastellzeichnung "Ballet" von zeigt eine Tänzerin im Rampenlicht auf dem Höhepunkt ihrer Kunst, während hinter der Kulisse der befrackte Liebhaber und wahrscheinlich Sponsor der Ballerina schon auf den privaten Gegendienst wartet. Der Staat löste nun die Priester bei der Aufgabe ab, die Mutterschaft polizeilich zu überwachen sowie Kindstötung und Abtreibung zu kriminalisieren. Das von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Budget beträgt jährlich 13,5 Mio. Und genauso wie für den Blogger oder den Nutzer von Facebook ist auch für Restif Schreiben und Veröffentlichen ein und dasselbe. Es ist mein Credo als Historiker, die Materialität der Akten sichtbar zu machen, denn sie lässt sich nicht völlig aufheben. Jonathan Sawday, The Body Emblazoned: Dissection and the Human Body in Renaissance Culture , New York: Routledge , S. Auch hier gilt natürlich: Sex sells. Man nannte sie bordeaux , und aus diesem Wort leiteten sich später die zeitgenössischen Worte brothel , bordello , burdel und Bordell her. Wir wollen zeigen: Es gibt kein Wissen über die Zeit damals, das von den Medien abstrahieren kann. Als solcher macht er die komplexe Entfaltung der modernen biopolitischen Regierungstechniken sowie die Übertragung und Anpassung der Souveränität deutlich, welche die Formen der demokratischen Unterwerfung im Europa der Zukunft bestimmen sollten. Die Rolle von Sperma, Souveränität und Schulden bei der utopischen Konstruktion Europas im Die Spannung zwischen Freizügigkeit und Sklaverei, zwischen Freiheit und Disziplin, zwischen sexueller Libertinage und Unterwerfung liegt biopolitischen Gouvernementalitätstechniken zugrunde. Tatsächlich ist aber Prostitution und die mediale Omnipräsenz von Sexualität in unserer Gesellschaft ein Thema, das die Leute beschäftigt. Kontakt Kontakt und Amtstafel Presse eRTR. Schulden und Kriminalisierung — und nicht die Sexarbeit an sich — sind die Techniken, die dazu benutzt werden, die Subjektivität der Prostituierten im maison close zu regieren und zu steuern; 67 dabei wird der Körper der Hure nicht als politischer Agent betrachtet, sondern eher als Körper sexueller Verschuldung. Gottfried, The Black Death: Natural and Human Disaster in Medieval Europe , New York: Free Press Das enthüllte Menschenherz. Die erste Nacht. Michel Jahrhundert in Frankreich. Für die Karikatur bot die Doppelmoral um die Prostitution reichlich Motive. Aktuell Filme Trailer Biographie Blog Kontakt English. Kontakt Impressum Datenschutz Hinweisgeber:innen Barrierefreiheit Cookie Präferenzen. Bild-Overlay schliessen. Marie König lässt die Prostitution hinter sich. Jahrhunderts Einzug hielt. Damit verlor die Prostitution an Bedeutung. Andererseits zeigt es, wie die demokratische Unterwerfung Freiheit und Abhängigkeit, Begehren und Terror, scheinbar antagonistische Affekte und Bewusstseinszustände also, verzahnt. Dabei waren neben Teammitgliedern, Besetzung und Redakteur:innen auch Journalist:innen und Fördergeber:innen eingeladen. Jahrhunderts vgl. Anders gesagt: Innerhalb einer solchen Machtordnung sind Maskulinität und Vaterschaft Anwendungsfunktionen von Gewalttechniken, die ihr Monopol sind. Restifs Parthenion war eine gewaltige Kondomarchitektur, die in den Stadtraum hineingepresst wurde, wo die duale Funktion der Krankheits- und Empfängnisverhütung sich voneinander trennten: Der männliche Kunde konnte hier mit seinem Sperma souverän umgehen und vermied gleichzeitig das Risiko einer venerischen Ansteckung.